Wanderfahrt Rhein-Ruhr-Rhein 2022

SPIEGELBILD DES BÖSEN

Gemeint ist dabei nicht diese wunderbare Wanderfahrt Rhein-Ruhr-Rhein im April/Mai 2022, sondern der Name der Stadtführung in Kleve.

Doch von vorne: Offizieller Start dieser DRV Gemeinschafts-Wanderfahrt war am Ruderverein Neuss, wo samstags alle 18 TeilnehmerInnen eintrafen und das Kirchboot Decke Pitter aus Köln fertigmachten. Das Boot war am Vortag bereits durch ein Team des Rudervereins Demag zu Wasser gelassen worden. Und dazwischen lag auch noch ein Sektfrühstück im Demag Verein in Wetter, für dorthin angereiste TeilnehmerInnen aus Berlin und München. Der perfekte Einstieg.

Rhein Ruhr WF Neuss nach Cleve 2022

So gestärkt ging es am nächsten Tag weiter den Rhein runter, bis zum Rheinorange, der Landmarke an der Mündung der Ruhr. Diese Skulptur markiert diesen für Duisburg so wichtigen Punkt: die beiden Flüsse, die Voraussetzung dafür waren, dass der Duisburger Hafen zum wohl größten Binnenhafen der Welt wurde. So machten wir zunächst noch einen kurzen Abstecher in den Duisburger Innenhafen, um einen Blick auf die Kohle- und Schrott-Hafenbereiche zu werfen. Dann also der Abstecher auf die Ruhr, um dem Namen der Wanderfahrt Rechnung zu tragen. Ursprünglich war ja geplant, auf der Ruhr zu starten, was aber durch verspätete Schleusenreparaturen nicht möglich war.

Rhein Ruhr WF Neuss nach Cleve 2022

Der Landdienst erwartete uns dann am Walsumer Hafen mit einem Fischbrötchen-Mittagessen. Das Ganze unter Beobachtung einer Herde Schafe auf einem Deich, direkt neben der Industrieanlage – Idylle und Schwerindustrie in unmittelbarer Nachbarschaft, Ruhrgebiet pur. Auf der Weiterfahrt nach Wesel sahen wir eine Herde Pferde am Rheinufer. In dem sonst sehr kommunikativen Boot kam es auf der Weiterfahrt zu einer Meuterei: während der Fahrt hörten vom Bug aus startend nach hinten alle RuderInnen auf zu rudern, bis die Schlagleute merkten, dass sie alleine ruderten. Das sollte ihnen eine Lehre sein, nicht so schnell zu schlagen! (Als sie sich abends beim Fahrtenleiter beschwerten, wieso dieser nichts gesagt habe, behauptete dieser, dass er eingedöst wäre.) Die Fahrt wurde lachend (und mit wenig verminderter Schlagzahl) fortgesetzt. Angekommen am Wassersporthafen in Wesel konnten wir dort auf der Terrasse einer Sportgaststätte bei schöner Aussicht zu Abend essen.

Am dritten Tag fuhren wir von Wesel bis Emmerich. Beim Zwischenstopp zum Mittagessen wurde gegrillt. Es gab leckere Salate aus dem Hause Ulrichskötter. Abends nahmen wir in Kleve an einer mittelalterlichen Stadtführung teil. Die Burgmagd Elsa, Frau des Nachtwächters, plauderte dabei aus dem Nähkästchen und schenkte Kirschschnaps aus. Wir erfuhren zahlreiche Anekdoten über die Bewohner der Stadt, über die Bedeutung der Wölfe, die Schwanenburg und wieso die Stadtgrenzen erweitert wurden. Der Name der Führung stammte von den Gargoylen (Wasserspeiern) auf der Stiftskirche, die im Volksmund „Spiegelbild des Bösen“ genannt wurden – die Fratzen sollten Dämonen erschrecken und vom Gotteshaus fern halten.

Tags drauf ruderten wir bis zur holländischen Seite des Rheins. Inzwischen hatten sich auch die nicht-Rheinruderer an die riesigen Frachter in nächster Nähe gewöhnt. Beim Queren des Rheins mit berg- und talfahrenden Frachtern in Sichtweite entstand dennoch etwas Nervosität im Boot. Unbegründet, bei dem souveränen Steuermann und sehr erfahrenen Rheinruderern im Boot. Von der holländischen Seite des Rheins kreuzten wir zurück auf die deutsche Seite um dort in einen Altarm des Rheins abzubiegen. So ging es auf lauschigem Weg durchs Grüne bis zur Schleuse in Kleve.

Nachdem das Boot für den Rücktransport nach Köln fertig geputzt und vertäut war (danke an den Clever Ruderverein für die Gastfreundschaft), gab es für den von weiter angereisten Teil der Gruppe noch eine Schnell-Führung von Klaus durch Xanten, der Römer-, Dom- und Siegfriedstadt. Wir sahen die Kriemhildmühle, die noch von einem Bäcker zum Mehl mahlen betrieben wird, das Klever Tor, die Innenstadt. Und die Stiftskirche „Xantener Dom“, die eigentlich kein Dom ist, da sie nie Bischofskirche war. An der Fassade entdeckten wir die gleichen Wasserspeier wie in Kleve.

Fazit: Humorvoller Fahrtenleiter, der alles perfekt organisiert und das große Boot souverän über den Rhein gesteuert hat, tolles Boot, das durch das Nebeneinandersitzen viel Kommunikation ermöglichte, hilfsbereite Mannschaft mit guter Laune, interessante Route, 156 sonnige Ruderkilometer – was will man mehr? Höchstens ein Wiedersehen zum Kilometertag in Wetter im Oktober.

Autorin: Konstanze Steinheimer-Breitkreutz

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